S2K LEITLINIE DENTALES TRAUMA
für Zahnärzte sowie Fachärzte der Oralmedizin, andere medizinische Berufsgruppen und Betreuungspersonen
AKTUALISIERTE LEITLINIE ZUM DENTALEN TRAUMA 2.0
Unter Federführung der DGMKG sowie der DGZMK wurde die deutsche Leitlinie zur Behandlung des dentalen Traumas bleibender Zähne in Zusammenarbeit von insgesamt 20 Fachgesellschaften erstellt.
Im AWMF Online Leitlinienregister finden sich nun die aktualisierten Informationen zur Leitlinie des dentalen Traumas bleibender Zähne Version 2.0, darunter auch die Langfassung sowie der Leitlinienreport zum Download.
Version 2.0 • Stand 31.03.2022 • gültig bis 30.03.2027
Download der Langfassung der Leitlinie Therapie des dentalen Traumas bleibender Zähne
WAS IST NEU?
- Spezifizierung der Nomenklatur der Dislokationsverletzungen in Anlehnung an die internationale Terminologie (Kap. 5.1)
- Gewichtung der fotografischen Dokumentation (Kap. 6.3.2)
- Darstellung von Risikofaktoren und Empfehlungen zur Prävention von Zahnunfällen (Kap. 7.1)
- Aktualisierte Vorgehensweise bei der Erstversorgung von Kronenfrakturen mit
Pulpabeteiligung (Kap. 7.2.2.2.2)
- Revitalisierung als regenerative Therapiemöglichkeit bei Pulpaverlust an Zähnen mit nicht
abgeschlossenem Wurzelwachstum (Kap. 7.2.2.2.2)
- Spezifische Empfehlungen zur Primärversorgung sowie langfristigen Restauration von Kronen-
Wurzel-Frakturen (Kap. 7.2.3)
- Erläuterungen zur Schienung nach Dislokationsverletzungen und Alveolarfortsatzfraktur
inklusive Tabelle mit Schienungsdauern (Kap. 7.3)
- Differenziertes Vorgehen bei der Versorgung von Intrusionsverletzungen in Abhängigkeit vom
Wurzelwachstum (Kap. 7.3.5)
- Vereinfachung der Empfehlung zur Bewertung der Prognose nach Avulsionsverletzungen
(Kap. 7.3.6)
- Klinisches Hilfsmittel zur quantitativen Abschätzung der erwarteten vertikalen Infraposition
von Zähnen bei Ankylose (Kap. 7.4)
- Ausführliche Darstellung der Therapieoptionen bei posttraumatischer Ankylose (Kap. 7.4) und
Zahnverlust (Kap. 7.5)
- Aktualisiertes Glossar zu Heilungsvorgängen und Heilungsstörungen (Kap. 11)
DEFINITION LEITLINIE
„Leitlinien“ sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte bzw. Zahnärzte zur Entscheidungsfindung in konkreten Situationen.
Die wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften erarbeiten sie gemeinsam auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und in der Praxis bewährter Verfahren. Sie sorgen damit für mehr Sicherheit in der Medizin – auch unter Berücksichtigung ökonomische Aspekte.
Die „Leitlinien“ sind für Ärzte bzw. Zahnärzte nicht rechtsverbindlich, sie haben also keine haftungsbegründende oder haftungsbefreiende Wirkung.
Leitlinien unterliegen einer fortwährenden Qualitätskontrolle. Spätestens nach 5 Jahren erfolgt ein Abgleich der neuen Erkenntnisse mit den bisher formulierten Handlungsempfehlungen. Die aktuelle Version einer Leitlinie findet sich jeweils auf den Seiten der DGZMK (www.dgzmk.de) oder der AWMF (www.awmf.org).
ERSTE LEITLINIE ZUM DENTALEN TRAUMA
Seit 2012 hat Prof. Dr. Dr. Dirk Nolte das Erarbeiten und Erfassen einer Leitlinie zum Thema „Dentales Trauma“ koordiniert, die mit einem nationalen Expertengremium aus 20 verschiedenen Fachgesellschaften erarbeitet wurde.
Es war weltweit zuvor keine Leitlinie zum dentalen Trauma auf Basis aktueller sowie akzeptierter Vorgaben und Kriterien (AWMF, SIGN) vorhanden. Eine von allen Fachgesellschaften anerkannte Leitlinie zur Behandlung des dentalen Traumas in Deutschland gab es nicht.
Die 2016 fertiggestellte Version 1.0 und 2022 aktualisierte Version 2.0 der Leitlinie dient Zahnärzten, Kieferchirurgen, Kieferorthopäden und Oralchirurgen als hilfreiche Orientierung zur Behandlung des Dentalen Traumas. Sie betrifft alle Patienten mit unfallbedingten Verletzungen an bleibenden Zähnen im Wechsel- und/oder bleibenden Gebiss und schließt damit die Traumatologie des Milchzahngebisses aus.
Die komplette Leitlinie „Dentales Trauma (AWMF 083 – 004)“ (Version 2.0) wurde 2022 im Online-Register der AWMF veröffentlicht und ist auch dort zum kostenlosen Download bereitgestellt.
ZIELORIENTIERUNG DER LEITLINIE
Mit der vorliegenden Leitlinie soll dem Zahnarzt eine Hilfestellung bei der Erst- und Weiterversorgung dentaler Traumata nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand gegeben werden. Behandlungsziele sind die Gewährleistung einer bestmöglichen und zeitnahen Versorgung dentaler Traumata zur Minimierung des Auftretens von Folgeschäden und Komplikationen. Dieses Vorgehen soll einen langfristigen Zahnerhalt ermöglichen.
Spezifische Ziele dieser LL sind die Erhöhung der Rate an Patienten, bei denen ein Erhalt des traumatisierten Zahns erreicht werden kann, sowie eine Entscheidungshilfe zu einer angemessenen Indikationsstellung für die kieferorthopädische, prothetische, endodontische oder implantologische Versorgung oder zur Zahntransplantation zu geben.
Diese Leitlinie umfasst nicht Verletzungen an Milchzähnen und die Behandlung komplexer Verletzungen des Gesichtsschädels.
ANWENDER & PATIENTENZIELGRUPPE
Adressaten
- Zahnärzte
- Fachzahnärzte für Oralchirurgie
- Kieferorthopäden
- Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen.
Darüber hinaus soll die Leitlinie Dentalen Trauma auch folgenden Gruppen zur Information dienen:
Andere medizinische Berufsgruppen, die in die Trauma-Erstversorgung eingebunden sind :
- Ärzte in der Notaufnahme
- Kinder-und Jugendärzte
- Allgemeinärzte
- Notfallmediziner
- Anästhesisten
- Rettungsfachkräfte etc.
- sowie Laienhelfer
Betreuungspersonen
- Eltern
- Erzieher
- Lehrer
- Übungsleiter in Sportvereinen
Patientenzielgruppe
Diese Leitlinie betrifft alle Patienten mit unfallbedingten Verletzungen an bleibenden Zähnen im Wechsel- und/oder bleibenden Gebiss.
Versorgungsbereich
Ersthilfe-Situationen, ambulante Versorgung, stationäre Versorgung:
DOWNLOADS & LINKS
Zahnunfall (Dentales Trauma) – häufiger als man denkt
Häufige Ursache für eine Zahntransplantation ist der Zahnunfall – medizinisch „Dentales Trauma“. Jeder Dritte ist davon betroffen: ob beim Eishockey, bei einem Fahrradsturz, durch einen Pferdetritt oder Sturz auf Glatteis, es gibt viele Ursachen, warum vor allem die oberen Frontzähne beschädigt oder ausgeschlagen werden. Hier eine Übersicht, was den Zähnen passieren kann:
Der Zahn ist abgebrochen.
Möglicherweise ist der Zahn zu retten.Ein abgebrochener Zahn
lässt sich unter günstigen Bedingungen fast immer retten.
Auch wenn der Nerv verletzt wurde, kann das abgebrochene Stück wieder angeklebt werden. Es muss dann zeitnah eine Wurzelbehandlung des traumatisierten Zahns erfolgen.
Der Zahn wurde in den Kiefer gedrückt.
Manchmal reicht es, abzuwarten.Wenn ein Front-Zahn in den Kiefer gedrückt wurde,
muss abgewogen werden, ob der Zahn weiter beobachtet wird, oder ob er aktiv chirurgisch wieder eingerichtet werden muss.
Möglicherweise korrigiert sich die Lage des verschobenen Zahns von selbst wieder.
Der Zahn bekam einen vertikalen Riss.
Was tun?Wenn ein Front-Zahn vertikal gebrochen ist,
ist dies meist eine ungünstige Voraussetzung für den Zahnerhalt. Der Erhalt eines solchen Zahns ist abhängig vom Verlauf der Längsfraktur – also, wie der Riss konkret verläuft.
Der Zahn wurde ausgeschlagen.
Zahn oder Zahnteile immer mitbringen!Wurde ein Front-Zahn ausgeschlagen oder sind Teile davon angebrochen,
so sind diese immer mitzubringen, um eine zeitnahe Replantation und Rekonstruktion zu ermöglichen
Der Zahn wurde verloren.
Wir können helfen!Ist der verlorengegangene Zahn nicht mehr auffindbar,
so können wir dennoch helfen! Beim vollständigen Zahnverlust ohne Wiederauffinden, kann mit dem Konzept der Autogenen Zahntransplantation der Zahn, bzw. die Zähne ersetzt werden: Funktionell wie ästhetisch.