PRINZIPIELLER ABLAUF EINER ZAHNTRANSPLANTATION

Zahntransplantation – häufig ideale Lösung bei Zahnlücken

Die meisten Patienten denken bei „Zahnersatz“  an Zahnimplantate, d.h. enossale Implantate aus Titan. Diese sind im jugendlichen Alter nach Zahntrauma medizinisch nicht indiziert, da sie das zu erwartende Knochen- und Weichgewebswachstum beim jugendlichen Patienten nicht erlauben.

Die Autogene Zahntransplantation stellt eine sehr erfolgreiche Therapiealternative zur Wiederherstellung der Zahnlücke dar. Leider ist diese Möglichkeit den wenigsten bekannt, obwohl sie eine sehr alte und bewährte Methode darstellt.

Unsere Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen/Oralchirurgen verpflanzen (transplantieren) dabei einen gesunden Zahn an die Position der Zahnlücke.

Die Tatsache, dass „Empfänger“ und „Spender“ identisch sind, wird mit dem Begriff „autogen“ beschrieben. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Zähne fast nur „allogen“ transplantiert, also einer Person entnommen und einer anderen wieder eingesetzt. Dieses Vorgehen bildet jedoch heutzutage, aufgrund der deutlich geringeren Erfolgsraten, die absolute Ausnahme.

Ablauf einer Zahntransplantation:
Wie wir Weisheitszähne, Backenzähne oder auch Milchzähne transplantieren, wird im Folgenden Schritt für Schritt beschrieben.

SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DES CHIRURGISCHEN VORGEHENS

Ablauf einer Zahntransplantation
Beispiel: „Prämolaren-Transplantation“ eines ausgeschlagenen Frontzahns

Ausgangssituation

Zustand nach Dentalem Trauma (= Zahnunfall: etwa ein Fahrradsturz) mit Verlust eines Frontzahns im Oberkiefer;

Entnahme des Spenderzahns

Entnahme des Spenderzahns aus dem gegenüberliegenden Oberkiefer;

In der Regel wird der zweite Prämolar (= vorderer Backenzahn) für die Schließung einer Frontzahnlücke verwendet.

Versetzen des Spenderzahns

Transplantation des entnommenen Zahns an die Stelle des verlustgegangenen Zahns (= Empfängerregion);

Ästhetische Anpassung

Nach der Einheilung erfolgt der zahnärztlich-ästhetische Aufbau des transplantierten Zahns. Der versetzte Zahn soll optisch so wenig wie möglich auffallen.

Schließen der Entnahmestelle

Die Entnahmestelle wird durch den sog. Kieferorthopädischen Lückenschluss wieder geschlossen. Dabei  werden die Zähne von hinten nach vorn versetzt. Später kann ein vorhandener Weisheitszahn den Zahnbogen im hinteren Kieferbereich vollständig schließen.

AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DES CHIRURGISCHEN VORGEHENS 

Ablauf einer Zahntransplantation
Beispiel: „Prämolaren-Transplantation“ eines ausgeschlagenen Frontzahns

Die Zahntransplantation bietet sich immer dann an, wenn im jugendlichen, also im noch wachsenden Gebiss, ein Zahn in der Oberkieferfront fehlt
– sei es in Folge eines Traumas oder einer Nichtanlage von Zähnen.

Als alternative Therapie kommt z.B. für einen zwölfjährigen Patienten lediglich eine herausnehmbare Prothese in Frage. Erst später können die Therapiealternativen Klebebrücke oder kieferorthopädischer Lückenschluss die posttraumatische Zahnlücke versorgen.

Aus biologischer Sicht stellt die Frontzahnregion im jugendlichen Gebiss eine Ausnahmesituation dar, bei der die Knochen- und Weichgewebsentwicklung ganz entscheidend vom weiteren Zahndurchbruch abhängig ist. Zum Beispiel sind bei einem 12-jährigen Jungen im Mittel bis zum 18. Lebensjahr noch ca. 6 mm vertikales Knochenwachstum zu erwarten. Das Ausmaß des vertikalen Wachstums kann mit Hilfe der Formel nach Westphal aus dem noch stattfindenden Körperwachstum abgeschätzt werden:

Statistisch zu erwartende Größe des Sohnes nach Westphal, O. (1975):
(Größe des Vaters + Größe der Mutter + 13)/2 = zu erwartende Größe des Sohnes

Statistisch zu erwartende Größe der Tochter nach Westphal. O. (1975):
(Größe des Vaters + Größe der Mutter – 13)/2 = zu erwartende Größe der Tochter

Ausgangssituation

Entscheidend für die weitere  Behandlung der posttraumatischen Zahnlücke ist das Alter des Patienten. Man unterscheidet beim jugendlichen Patienten im Wesentlichen zwei Zeitfenster:

  1. Das Milch- und frühe Wechselgebiss
  2. Das späte Wechselgebiss, das jugendliche Gebiss und schließlich das Erwachsenen-Gebiss

Eine Prämolaren-Transplantation, d.h. die Transplantation eines vorderen Backenzahns von der gegenüberliegenden gleichen Kieferseite bzw. aus dem gegenüberliegenden Unterkiefer, sollte erst dann stattfinden, wenn das Wurzelwachstum der Zähne mindestens 2/3 bis 3/4 der endgültigen Wurzellänge erreicht hat. Dies stellt das ideale Transplantationsalter der entnommenen Zähne dar.

Bei Kindern im Milch- und frühen Wechselgebiss sind diese Zähne noch viel zu jung für eine Transplantation, sodass in diesen Fällen ggf. eine Milchzahntransplantation stattfinden kann. In diesem Alter stehen in der Regel noch ausreichend lange Milchzähne im Gebiss der Kinder zur Verfügung, die vor ihrer natürlichen Auflösung durch die bleibenden Zähne noch als Transplantate für den Frontzahnbereich benutzt werden können.

Dies wird auch ausführlich in unseren Fach-Publikationen beschrieben:

Milcheckzahntransplantation: Eine neue Technik zur Rehabilitation des traumatischen Zahnverlustes im Kindes- und Jugendalter (Claudia Tschammler, 20215)

Primary tooth autotransplantation: update and retrospective clinical study (Florian Hoss, 2021)

Untersuchung & Planung

Vor der Operation, die als ambulanter Eingriff unter Vollnarkose in unserer Praxisklinik mkg-muc empfohlen wird, werden die Voraussetzungen des Gebisses für eine Autogene Zahntransplantation analysiert.

Unsere Chirurgen überprüfen die Region der Zahnlücke (=Defektregion), wo das Transplantat eingesetzt werden soll:

  • klinisch mit Blick in den Mund und Handspiegel sowie
  • radiologisch durch eine Zahnfilm-Röntgenaufnahme, ggf. eine 3D-Aufnahme (DVT = Digitale Volumentomographie)
  • zur Abklärung von
    • Knochenverhältnissen
    • Hart- & Weichgewebe
    • Mundhöhle
    • Nachbarzähnen.

Untersucht werden dabei:

  • der Bereich um die Zahnlücke herum (= Transplantatlager), wo das Zahntransplantat eingesetzt werden soll.
    • Ist genügend Platz für den Spenderzahn vorhanden?
    • Liegt eine Entzündung vor?
  • mögliche Spenderzähne
    • Welche Zähne (Weisheitszähne, vordere Backenzähne) eignen sich als Transplantat?
    • Welcher Zahn ist im Hinblick auf Größe und Form die optimale Lösung?
    • Ist der Spenderzahn (= Transplantat) gesund?
    • Wie weit ist die Wurzelentwichlung des Zahns fortgeschritten (z.B. Länge der Zahnwurzel im Milchgebiss)?

Die endgültige Festlegung des zu transplantierenden Zahns im Hinblick auf den späteren Kieferorthopädischen Lückenschluss findet immer in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Kieferorthopädie statt.

Vorbereitende Maßnahmen

Überprüfung der Passgenauigkeit des Transplantats in die Empfängerstelle

  • Vorsichtige Anlockerung und schonende Entfernung des Spenderzahns (Transplantats);
  • Hauptaugenmerk beruht darauf, die Wurzeloberfläche des Transplantats nicht zu schädigen. Dadurch:
    • Enwandfreies Wurzelwachstum des Spenderzahns,
    • Verankerung an der Empfängerstelle und Halt im Kieferknochen sowie
    • Verhinderung einer ungewünschten Komplikation (z.B. Verwachsung des Zahns mit dem Knochen = Ankylose) ]Anm. DS Komplikationen verlinkt];
  • Vorübergehende Reposition des angelockerten Transplantats in sein ursprüngliches Zahnfach;
  • Aufbereiten des Transplantatbettes an der Empfängerstelle für die Aufnahme des Transplantats.
  • In seltenen Fällen empfiehlt es sich, den noch vorhandenen, jedoch zerstörten bzw. infizierten Zahn ca. zwei Wochen vor der Transplantation zu entfernen, um absolut entzündungsfreie Bedingungen zu gewährleisten.

Autogene Transplantation

  • Entnahme des angelockerten gesunden Spenderzahns (Transplantats);
  • Einprobieren des Spenderzahns und ggf. Vergrößerung der Empfängerstelle (für ideale Passform und Positionierung) – währenddessen sichere Lagerung des Spenderzahns in seinem ursprünglichen Zahnfach bzw. in physiologischer Kochsalzlösung oder Zahnrettungsbox;
  • Einstellen des Spenderzahns in die gereinigte und vorbereitete Empfängerregion;
  • Fixation des Transplantats an den Nachbarzähnen – mithilfe eines kieferorthopädischen Bogens oder durch eine Traumaschiene (ca.2 bis 3 Wochen);
  • Zahn nach der Transplantation sofort belastbar;
  • Essen weicher Kost abends wieder möglich;
  • Verordnung von Ibuprofen als Schmerzmittel – Antibiotikum nur selten notwendig;

Nachsorge nach Transplantation

  • Entfernung der Fäden: nach einer Woche;
  • Lösen der Schiene vom Zahn: nach zwei bis drei Wochen;
  • Ggf. Einstellen des Zahns in perfekte Position durch den Kieferorthopäden (KFO-Bogen): nach vier Wochen
  • Röntgenkontrolle des Transplantats: nach 3 Monaten

Ästhetischer Aufbau des Transplantats

  • Ästhetischer Aufbau des Zahns trotz KFO-Bogen oder Traumaschiene möglich;
  • Lösung des Transplantats von der Zahnschiene nach ca. 3 Wochen;
  • Eventuelle Versorgung mit kieferorthopädischem Bracket;
  • Idealerweise Kunststoffadhäsiver Aufbau erst bei Erreichen der endgültigen Wurzel-Position des  Zahns (Kieferorthopädische Feineinstellung);

Schließen der Entnahmestelle des Spenderzahns

  • Schließen der Entnahmestelle durch den Kieferorthopäden;
  • Dauer einige Wochen bis Monate;

Übersicht

Auf einen Blick:

  1. Informationsgespräch zur individuellen Situation
  2. Anästhesiegespräch am Tag vor dem chirurgischen Eingriff
  3. Voruntersuchung der Knochenregion und des möglichen Spenderzahns am Tag der Operation
  4. Autogene Zahntransplantion (gesamte Operation meist ca. 60 – 90 Minuten)
  5. Fädenziehen nach einer Woche
  6. Einheilung der transplantierten Zähne
  7. Entfernung der Schiene nach 2 bis 3 Wochen
  8. Zahnärztlicher ästhetischer Aufbau ab Woche 4
  9. Röntgenkontrolle des Transplantats nach 3 Monaten

Beispielhafter Ablauf einer Zahntransplantation

96%

PATIENTEN-ZUFRIEDENHEIT

(Zahntransplantation)

92%

ÜBERLEBENSRATE
Zahn

30%

PRÄVALENZ

Dentales Trauma weltweit

38%

INZIDENZ

Dentales Trauma deutschlandweit

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häufige Fragen unserer Patienten & unsere Antworten

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