FALLBEISPIELE AUTO-TX AUS UNSERER PRAXISKLINIK MKG-MUC

Die Autogene Zahntransplantation (Auto-TX) bedeutet die Verpflanzung eines patienteneigenen Zahns von einer Stelle im Kiefer auf eine andere.

Von dieser Methode wird seit den 1950er Jahren in der Literatur (Medline-Recherche) mit einer konstanten Häufigkeit von ca. 100 Publikationen im Jahr mit steigender Tendenz berichtet.

Allerdings stellt sie heute nur in einem kleinen Fachkreis von Kollegen eine häufig angewandte und bewährte Technik dar. Ursache hierfür mag die nach wie vor bestehende Verunsicherung des Patienten über die Erfolgs- bzw. Überlebensraten transplantierter Zähne sein.

Die folgenden kurz beleuchteten Fallbeispiele zeigen Ihnen erfolgreiche Zahntransplantationen aus unserer Praxiskinik mkg-muc.

Dentales Trauma -Fall 1

Transplantation eines Weisheitszahns

Autogene Transplantation des Zahns 18 nach 16

(Patientin, 42 Jahre)

Abb. a)

Präoperatives Orthopantomogramm.

Abb. b)

Postoperatives OPG

Abb. c, d)

2,5 Jahre nach Autogener Zahntransplantation: klinischer Befund (von vestibulär und okklusal)

Details siehe unten

Dentales Trauma -Fall 2

Frontzahntrauma mit Verlust des Zahns 21

Autogene Transplantation des Milchzahns 83 nach 11 (Patientin, 7 Jahre)

Abb. a )

Präoperatives Orthopantomogramm (Fremdaufnahme) 1 Jahr nach Zahnverlust

Abb. b / c )

OPG und klinischer Befund: 3 Wochen nach Autogener Transplantation

Abb. d / e )

OPG und klinischer Befund: 1 Jahr nach Autogener Transplantation

Abb. f /g )

OPG und klinischer Befund: 2 Jahre nach Autogener Transplantation

Details siehe unten

Dentales Trauma -Fall 3

Frontzahntrauma mit Verlust des Zahns 21 im Alter von 6 Jahren

Autogene Transplantation nach Frontzahntrauma (Patientin, 12 Jahre)

12-jährige Patientin nach Frontzahntrauma des Zahns 21 im Alter von 8 Jahren und Zahnentfernung des replantierten Zahns ca. 8 Wochen zuvor.

Versorgung mit einem am kieferorthopädischen Labialbogen fixierten Kunststoffprovisorium

Abb. a)

Präoperatives OPG im noch bebänderten Zustand

Abb. b)

intraoperativer klinischer Befund vor autogener Transplantation Zahn 45 → 21.

Abb. c )

postoperatives OPG

Abb. d / e )

klinischer Befund: 2 Jahre nach Autogener Transplantation

Details siehe unten

Dentales Trauma: Die 3 Fallbeispiele im Detail

ad Fall 1

Der „Klassiker“ 8 auf 6 oder 8 auf 7

Der „Klassiker“ der autoTX ist die Transplantation eines oberen oder unteren Weisheitszahns in die Position eines oberen oder unteren ersten oder zweiten Molaren.

Dies dürfte die Hauptindikation sein, mit der der ungeübte „transplantologisch“ tätige Zahnarzt/Oralchirurg/MKG-Chirurg beginnt. Wir empfehlen für den Anfang eher die quadrantengleiche autoTX eines Weisheitszahns in die Position des ersten Molaren, denn damit resultieren in der Regel eine ausgezeichnete Passform und gute primäre Stabilität.

Dargestellt wird hier der Fall einer Patientin mit abgeschlossenem Wurzelwachstum im Alter von 42 Jahren bei Erstvorstellung. Der Eingriff ließ sich gut mit der Entfernung der vier Weisheitszähne in allgemeiner Anästhesie kombinieren. Jetzt, 2,5 Jahre nach Auto-TX des Zahns 18 nach 16, finden sich keine Resorptionszeichen an der Wurzel des Transplantats (Abb. 2b) sowie reizlose gingivale Verhältnisse (Abb. 2c,d), sodass bis heute auf eine Wurzelkanalbehandlung verzichtet werden konnte. Der Zahn wurde zwischenzeitlich mit einer adhäsiven Kunststoffrestauration versorgt, um so eine optimale Gestaltung der Approximalkontakte zu erreichen.

ad Fall 2

Frontzahntrauma im frühen Wechselgebiss

Ein Mädchen, das im Alter von 6 Jahren bei einem Fahrradunfall ein Frontzahntrauma mit Avulsion und Verlust des Zahns 11 erlitten hatte, wurde bei uns 1 Jahr später erstmals vorstellig (Abb. 3a). Aufgrund des günstigen Zeitfensters rieten wir dazu, die Zahnlücke 11 durch ein autogenes Milchzahntransplantat aus dem Unterkiefer Region 73 oder 83 zu schließen. Auf diese Weise können Ästhetik und Phonetik der kleinen Patientin und damit die Entwicklung des anterioren Oberkieferwachstums physiologisch unterstützt werden. Die Zähne 73 und 83 wurden von uns schonend extrahiert und der Milchzahn 83 in die Region 11 transplantiert.
Anschließend wurde der Milchzahn für 3 bis 4 Wochen semirigide geschient (Abb. 3b,c). Der Milchzahn 73 wurde als ein mögliches „Reservetransplantat“
in der hauseigenen Zahnbank eingelagert.

Die weitere Behandlung der Patientin übernahm dann der Kieferorthopäde. Aufgrund der Nichtbehandelbarkeit der kleinen Patientin im Stuhl erfolgte die Entfernung der resorbierbaren Nähte erst später mit der Entfernung der Schienung in Kurznarkose. Die Milchzahnwurzel in Region 11 wird nun zunehmend durch den natürlicherweise durchbrechenden Zahn 12 resorbiert (Abb. 3f). Der Milchzahn 52 ist mittlerweile 2 Jahre nach autoTX durch physiologische Resorption verloren gegangen. Die Spitze des durchbrechenden Zahns 12 ist klinisch bereits erkennbar (Abb. 3g), die Wurzel des Transplantats 83 in Region 11 zeigt eine natürlich fortschreitende Resorption (Abb. 3f) ohne Hinweis auf eine durch Ankylose bedingte Wachstumshemmung des Alveolarfortsatzes. Die Autogene Milchzahntransplantation stellt in diesem Fall des Zahnverlusts 11 eine temporäre Maßnahme dar, um die 7-jährige  Patientin in dem so wichtigen Entwicklungsstadium des Alveolarfortsatzwachstums ästhetisch und funktionell zu rehabilitieren. Der Zahn ist auch heute noch, 2,5 Jahre nach autoTX, stabil in situ. Die mittleren Überlebenszeiten der Milchzahntransplantate bis zur vollständigen Resorption liegen nach eigenen Erfahrungen sowie Untersuchungen anderer Autoren bei ca. 3 bis 4 Jahren [Pohl, Tschammler], nach der von uns durchgeführten Technik nach 7,2 Jahren [Hoss]. Inwieweit von kieferorthopädischer Seite eine Mesialisierung des Zahns 12 auf Position 11 möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Für den Fall einer vorzeitigen Resorption des Milchzahntransplantats kann der kryopräservierte Milchzahn 73 ggf. noch als zusätzliches osteoinduktives Transplantat in Region 11 verwendet werden, um so für eine Implantation im späten jugendlichen Alter Zeit zu gewinnen.

ad Fall 3

Frontzahntrauma im späten Wechselgebiss

Dieser Fallbericht dokumentiert den unglücklichen Verlauf eines Frontzahntraumas bei einem 12-jährigen Mädchen. Anamnestisch war zu erfahren, dass der
Zahn 21 im Alter von 8 Jahren bei einem Badeunfall ausgeschlagen worden war. Der Zahn war dann vom Zahnarzt replantiert und später wurzelgefüllt worden. Die Patientin stellte sich nun 4 Jahre später bei uns vor, nachdem der Zahn 21 zwei Monate zuvor von einem zahnärztlichen Kollegen extrahiert worden war.
Den präoperativen Ausgangsbefund der Patientin bei der Erstvorstellung im noch bebänderten Zustand zeigt Abb. 4a. Abb. 4b zeigt den intraoperativen Befund ca. 6 Wochen später nach Entfernung der Bebänderung durch die Kieferorthopädin und kurz vor dem Eingriff. In Absprache mit der Kieferorthopädin wurde zur Prämolarentransplantation aus dem Unterkiefer in den Oberkiefer geraten. Entschieden wurde, den unteren rechten Prämolaren zu transplantieren. Auf  Wunsch der Kieferorthopädin wurden hierzu die Zähne 35 und 45 entfernt. Der Zahn 35 wurde in die hauseigene Zahnbank eingelagert, der Zahn 45 als autogenes Transplantat in die Lücke in Region 21 eingestellt. In Abb. 4c–e wird der postoperative Befund 2 Jahre nach autoTX dargestellt. Das Röntgenbild
zeigt einen in Region 21 reizlos eingeheilten Zahn 45. Der Zahn wurde zwischenzeitlich in adhäsiver Kunststofftechnik vom behandelnden Zahnarzt aufgebaut. Die gingivalen Verhältnisse sind fast ein wenig überschießend. Dennoch wurde von einer Gingivektomie bei noch zu erwartendem vertikalem Kieferwachstum abgesehen.

Die inzwischen 14-jährige Patientin ist beschwerdefrei und als Jugendliche in der Pubertät sozial vollständig rehabilitiert. Die kieferorthopädische Behandlung wird weiter fortgeführt. Die Lücken in Region 35 und 45 sind inzwischen nahezu geschlossen worden. Das Transplantat wird in der Regel mit den halben sonst üblichen Kräften bewegt. Durch diese Therapie wird das Wachstumsmuster der Oberkieferfront physiologisch beeinflusst. Für den Fall einer Resorption des Zahns würde, wie oben beschrieben, eine Wurzelbehandlung mit Ca(OH)2 durchgeführt werden. Im schlechtesten Falle könnte auch auf das vorhandene Kryotransplantat 35 zurückgegriffen werden. Der Ersatz von traumatisierten Frontzähnen im jugendlichen Alter durch Prämolarentransplantation stellt eine sehr erfolgreiche und biologisch hocheffektive Maßnahme dar mit ausgezeichneten Überlebensraten von über 95 % [Akhlef, 2018], die die Patienten in ihrem sozialen Umfeld ausgezeichnet rehabilitiert und die Voraussetzungen für das weitere Kieferwachstum optimal beeinflusst. Die Morbidität kann dabei als gering bezeichnet werden.

96%

PATIENTEN-ZUFRIEDENHEIT

(Zahntransplantation)

92%

ÜBERLEBENSRATE
Zahn

30%

PRÄVALENZ

Dentales Trauma weltweit

38%

INZIDENZ

Dentales Trauma deutschlandweit

Der extrem verlagerte Eckzahn

Lehrvideo zur Zahntransplantation (Prof. Dr. Dr. Dirk Nolte)

Der extrem verlagerte Zahn bedeutet für die kleinen Patienten in der Regel die Entfernung dieser Zähne, da die klassische kieferorthopädische Freilegung diese Zähne nicht in die Mundhöhle einstellen kann. Mit der hier dargestellten Methode der autogenen Zahntransplantation können auch solche Zähne mit hoher Sicherheit (> 90% Langzeitüberleben) für die Kinder erhalten werden.

In diesem Lehrvideo für Mediziner und fachlich interessierte erklärt Prof. Dr. Dr. anhand eines Falles die Methode und Vorteile  der autogenen Zahntransplantation.

weitere Informationen

INDIKATIONEN

die drei wichtigsten Indikationen für eine Autogene Zahntransplantation

THERAPIE-KONZEPTE

eine Übersicht über die Auto-TX Therapie-Konzepte

FÜR ÜBERWEISER

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.

TRANSDAT DATENBANK

die Datenbank zu unseren Zahntransplantationen

PUBLIKATIONEN

ein Überblick über die Publikationen von Prof. Dr. Dr. Dirk Nolte

VORTRÄGE

interessante Fachvorträge
für Kieferorthopäden, Zahnärzte & Chirurgen

LEITLINIE DENTALES TRAUMA

der hilfreiche Leitfaden für Mediziner zur Einschätzung und Behandlung dentaler Traumata

LEHRVIDEO

OP-Film zur Autogenen Zahntransplantation („Der extrem verlagerte Eckzahn“)

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